Krimi-Gottesdienst am Mirjamsonntag

Wie in jedem Jahr bereitete der Frauenkreis unserer Gemeinde einen großartigen Gottesdienst anlässlich des Mirjamsonntags vor. Dieser Gottesdienst war ganz besonders. Im Vorfeld hörte ich von einem Krimi-Gottesdienst und war sehr neugierig was dort passieren würde. Ein Krimi, und wie geht das in der Kirche?

Der Altarraum war mit Leinwand sowie Tisch und Stühlen bestückt. Ein Beamer projizierte ein Fadenkreuz mit dem Titel IN DEN TAGEN JAELS auf die Leinwand. Ein Begleittext, den wir beim Betreten der Kirche mitnehmen konnten, schaffte so langsam ein Bild von dem, was passieren sollte. Worum ging es?

Kurz: Es ging um die biblische Erzählung im Buch der Richter 4,17-24, um Jael, eine Frau, die einen Feind, den Feldherren Sisera, im Schlaf getötet hatte. Dieser Feldherr hatte unter seinem Herrscher Jabin dem Volk Israel 20 Jahre lang eine Schreckensherrschaft mit kriegsähnlichen Zuständen gebracht, wo Gräueltaten, Misshandlung und Vergewaltigung an der der Tagesordnung waren. Durch diesen verzweifelten Mord an Sisera brachte Jael ihrem Volk 40 Jahre Frieden.

Die Gerichtsreporterin zeigte auf einer Tafel das Beziehungsgeflecht im Mordfall Sisera auf.

Eingangs wurde die Tatort-Titelmelodie auf der Orgel gespielt. Das war wirklich überraschend, da man mit diesem Stück nicht in der Kirche rechnen würde. Inge Schüren als Fernsehreporterin begann mit einer ausführlich erklärenden Einleitung, und dann ging es an den Fall Jael. Er wurde ins Hier und Heute geholt. Dadurch wurde die Geschichte auf einmal ganz nah. Das klappte hervorragend durch die Bilder des Beamers, wo auf einmal das Bild eines Büros mit dem Untertitel Mordkommission abgebildet wurde. Renate Pimpels und Dorothee Behr waren die Kommissarinnen, die den Fall untersuchten. Es wurde der Tatort besichtigt. Zwei Stühle, die von einer Plane verdeckt wurden, bildeten das Zelt, in dem das Opfer lag. Die Gerichtsreporterin Kirsten Schwark zeigte auf einer Tafel das Beziehungsgeflecht im Mordfall Sisera auf. Das war schon sehr hilfreich, um folgen zu können.

Das Glaubensbekenntnis, das wir im Gottesdienst sprachen, wurde auf der Weltversammlung der Christen in Seoul 1990 erarbeitet. Es war eine wunderbare neue und moderne Variante, die perfekt zum Gottesdienstrahmen passte.

Dass Jael die Täterin war, stand fest. Doch aufgrund der Gräuelherrschaft Jabins kam man sehr ins Grübeln, ob sie als solche auch verurteilt werden konnte. Auf der einen Seite ist es ein Mord, auf der anderen Seite wurde eine Schreckensherrschaft beendet. Diese Frage behandelten die Gerichtsreporterin gemeinsam mit der Fernsehreporterin, die sich szenisch im Gerichtsflur befinden sollten. Wie der Prozess um Jael ausgehen würde, wurde offengelassen.

Man horchte in sich und wägte ab, was denn überhaupt gerecht sei? Ulrike Zimmermann fasste es für die Gemeinde nochmals zusammen. Man muss leider feststellen, dass es solche Taten auch heute immer noch geben würde. Dass wir miteinander sorgfältig sein sollten im Verstehen und langsam im Urteilen, war eine der Fürbitten, die es sehr gut auf den Punkt brachten.

Es war ein wunderbarer Gottesdienst und ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten von Herzen dafür danken. Es wurde eine Jahrtausende alte Schrift ins Heute geholt und sie hat trotzdem an Aktualität nichts verloren.

Christina Schippers