Musik in diesen Zeiten

Mit dem Beginn der Pandemie gab es einen Kompletteinbruch aller Aktivitäten auf den Punkt Null. Die Theater mussten schließen, die Konzerthäuser und auch andere Veranstalter konnten von jetzt auf gleich nicht mehr weiterarbeiten. Bis klar wurde, wer eigentlich wie betroffen ist, hat es viele Monate bis zum Jahresende 2020 gedauert. Nach welchen Kriterien ist man professioneller Künstler? Viele Probleme der Selbständigkeit werden erst jetzt klar!

Stefanie Kunschke

Die festen Ensembles im Theater sind davon noch (!) nicht so stark betroffen. Es gibt dort auch mehr Möglichkeiten, professionell digital zu arbeiten als alleine und selbständig ohne jede Hilfe. Am Theater muss ich mich als Künstlerin gut vorbereiten, aber mich nicht um die Planung des Projektes oder die Technik kümmern. Da wird man eingesetzt!

Selbständig sieht das ganz anders aus, denn man muss selber planen und hat keine Technik zur Verfügung, geschweige denn das aktuelle Know-how dazu. Aber man hat auch andere künstlerische Möglichkeiten für eigene Ideen!

Gerade Klassik mit digitaler Technik zu vereinbaren ist noch neu. Für Streams zu bezahlen, hat insgesamt noch nicht sehr viel Akzeptanz gefunden. Da steht die Kunst vor größeren Problemen als die Gastronomie. Jeder benutzt kostenlose Musik-Apps. Soll Kultur nichts kosten? Die Livemusik fehlt. Gut! Aber: Wie könnte denn ein nächster Schritt aussehen? Wo finden wir kleinere Open Air Klassik-Events mit selbständigen Künstlern?

Es hat sich viel getan. Nachdem ich alleine im Shutdown ein halbes Jahr Live-Fensterkonzerte zu den Gärten und zur Stadt hinaus gemacht und erste Livestreams versucht habe, um Wünsche zu erfüllen und im Training zu bleiben, war mir klar: Ich möchte nur im Notfall ohne Musikerkollegen und ohne gutes Begleitinstrument Musik machen. Qualität einbüßen will ich nicht. Was für ein Risiko ist es auch, im Livestream zu sein! In der digitalen Medienwelt sieht man das aber ganz anders! Normalerweise gibt es in der Klassik nur professionelle Aufnahmen und ein dementsprechendes Equipment. Aber es war auch klar: Manchmal muss man über den Schatten springen, denn plötzlich hatte ich viele Bekannte.

Vermutlich wäre ich vor der Pandemie nicht in die Situation gekommen im Hockeypark zu singen! Die Corinna e.V. ist ein Verein selbständiger Künstler, der sich in Mönchengladbach gegründet hat. Das ist ziemlich einmalig! So konnte ich auch eine professionell gefilmte Streamingvariante ausprobieren. Zudem engagieren sich glücklicherweise neben Corinna e.V. auch die Rotary-Clubs und vorher die Stiftung Jürgen Kutsch kulturell. Ohne solches Engagement vor Ort sähe es tatsächlich schlimm aus. Und da spreche ich nicht nur von unserer Region vor Ort und regionalen Künstlern, sondern von großen kulturellen Tempeln bis zur Metropolitan Opera. Jede kleine Möglichkeit zählt!

Schwierig ist gerade für den Einzelnen, dass das Organisieren von Voraussetzungen und Planen eines Projektes viel Zeit in Anspruch nimmt. Das Üben muss ja aber auch noch einen Raum haben. So heißt es gerade: „Weitermachen!“ Und: „Kunst ist schön, macht aber auch viel Arbeit!“

Umso mehr Hoffnung gibt es, dass die Kirchen musikalische Gottesdienste und Messen anbieten. Würde es solche Möglichkeiten im Mosaik der wenigen Dinge, die passieren dürfen, nicht geben, sähe es wirklich dunkel aus. Danke dafür!

Stefanie Kunschke