Online-Gottesdienst für den 24. Oktober

Liebe Gemeinde!

Herzlich Willkommen zu unserem Online Gottesdienst für den 24. Oktober zum Thema „Jesu Schwert“ ! Schön, dass Sie wieder dabei sind.

Sehen Sie hier den Online-Gottesdienst für den 24. Oktober

Kennen Sie das, Sie nehmen sich ein Plätzchen zur Hand und erwarten einen süßen Genuss, doch es schmeckt nach Käse und Salz. Sie haben ein Käseplätzchen genommen. Schmeckt gut, aber halt anders als erwartet. Oder Sie setzen sich gemütlich vor den Fernseher und erwarten einen komischen Liebesfilm, aber es kommt ein Drama. Aber der Film war gut gemacht, konnte man sich prima ansehen. Man erwartet etwas, aber es kommt ganz anders. Schön, wenn es dann dennoch im Positiven endet. Aber wenn man z.B. erwartet, dass ein Mensch auf einen Fehler, den man gemacht freundlich reagiert, weil er ja sonst immer auch freundlich ist, nur dieses eine Mal nicht ….. dann ist man enttäuscht. Man ist enttäuscht, weil etwas nicht der eigenen Erwartung entspricht.
Man musste sich der eigenen Täuschung entledigen,

  • weil man etwas (ein Plätzchen oder Programm)
  • weil man jemanden in eine Schublade gesteckt hat.
Plätzchen oder das TV-Programm sind manchmal anders als erwartet.

So kann es einem auch gehen, wenn man den heutigen Predigttext hört, vor allem, wenn man erwartet, dass bei Jesus alles immer Friede, Freude … ist. Hören Sie den Text aus  Matthäus 10,34-39: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“

Liebe Gemeinde!

Was sagt Jesus da? „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Okay, die Bibel ist kein Buch, das ich immer sofort verstehen muss. Aber hier spricht immerhin der verheißene Friedefürst, der fünf Kapitel zuvor auf dem Berg stand und rief (Matth 5,9): „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen?“ Doch dieses Wort vom „Schwert“ klingt eher nach einem Gotteskrieger! Wie kann es sein, dass Jesus so redet? War sein Aufruf zur radikalen Feindesliebe nicht schon Provokation genug gewesen? Jesus sagte noch auf dem Berg: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel!“ (Mt 5,44-45a). Und jetzt das? Was war passiert? Die Antwort ist: Die Menschen hatten ihm zugehört, waren mitgerissen von seinen Worten und wollten das umsetzen, was sie gehört hatten. Problem: Es waren aber nicht alle aus einer Familie auf dem Berg gewesen und haben die Worte Jesu gehört. Am Schluss der Bergpredigt heißt es (7,28 f.):

Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre; denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten. Das heißt: Die Menschen wurden durch Jesu Worte herausgerissen aus ihren Hörgewohnheiten. Nicht mehr Auge um Auge, sondern vergebt! Und jetzt kommt z.B. die Tochter nach Hause, die auf dem Berg war und Jesu gehört hatte und sagt zur Mutter: „Sei doch nicht so zornig auf die Nachbarin, die sich immer Mehl bei dir ausleiht und nie was zurückbringt.  Weißt Du was, ich backe ihr einen Kuchen, damit sie die Liebe Gottes schmecken kann.“
Ich kann schon die Mutter hören, die ruft: „Bist du wahnsinnig, ich habe das Getreide zum Mehl verarbeitet. Ich habe die Eier eingesammelt und das Wasser aus dem Brunnen geholt. Ich habe die Früchte gepflückt, die in einen Kuchen gehören. Ich habe den Honig eingesammelt. Ich und nicht die Nachbarin und auch nicht du, denn du warst ja auf diesem Berg. Geh und werde vernünftig!“ Der Vater kommt beseelt von den Worten Jesu nach Hause und trifft dort auf seinen Sohn, der sich seine Hand im kalten Brunnenwasser kühlt. „Was ist passiert?“, fragt er und bekommt die Antwort: „Ach, ich habe dem Jakob gezeigt, dass es nicht geht, dass er sich über meine Schwester lustig macht.“ „Sei friedlich und reiche ihm die Hand zur Versöhnung, wahrscheinlich ist er nur in deine Schwester verliebt!“ „Aber Vater…! Unsere Familienehre!“ Kopfschüttelnd zieht der Sohn von dannen und trifft die Mutter im Haus, die sich noch über die Tochter aufregt. Beide tauschen sich aus und meinen am Ende: „Die Kleine ist verrückt, der Vater wird senil und dieser Jesus hat keinen Sinn für die Realität!“
Beim Abendessen wird dann auch mit allen anderen Familienmitgliedern über den Tag, die Bergpredigt und was dann geschehen ist gesprochen. Die Mutter des Vaters widerspricht ihrer Schwiegertochter und hält zum Sohn, auch wenn sie ihn nicht versteht und der kleine Sohn hält zur Mutter, als er merkt, wie traurig sie wird. Aber die eine Seite versteht die andere nicht und die, die Jesus gehört hatten ernten nur Kopfschütteln von den anderen, die nicht dabei waren.
Diejenigen, die sich der neuen Glaubensbewegung anschlossen, wurden oft zu Außenseitern in ihrer Familie. Und dennoch gab es viele, die Jesus zuhörten, ihm nachfolgten. Und Jesus? Er wusste das! Auch seine Familie hat über ihn den Kopf geschüttelt als er als Zwölfjähriger gesagt hatte, er müsste im Tempel, im Hause seines Vaters sein. Als er in die Wüste gegangen ist waren seine Brüder bestimmt erstaunt, dass er nicht den Betrieb des Vaters Josef zu übernehmen wollte. Mit seiner Tätigkeit als Wanderprediger hat sich seiner familiären Aufgabe entzogen. Das ist schlimm, denn nach Sitte und Gesetz standen diese Aufgaben und diese Rolle fest. Wer sich dem entzieht, der muss verrückt sein. Genau das sagen die Verwandten Jesu dann auch. Die wahre Familie Jesu sind die, die sich ihm angeschlossen haben, die inmitten einer an Gott uninteressierten Umgebung seine Botschaft der radikalen Liebe hören und tun. Und aus diesen wählt sich Jesus zwölf Vertraute aus, die er mit besonderer Verantwortung und Vollmacht ausstattete: Sie sollten, so wie er, das Kommen des Reiches Gottes in Wort und Tat verkündigen. Doch damit werden ihre Familien wohl Schwierigkeiten haben: „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“ Ganz klar malt er ihnen die Alternativen vor Augen und benutzt dafür keinen Weichzeichner. Auch die Propheten und die zeitgenössische jüdische Überlieferung kennen die Erwartung, dass unmittelbar vor dem Kommen des Messias Familien auseinanderbrechen werden. Frieden machen nur „um des lieben Friedens willen“ ist keine Lösung. Klar, am schönsten wäre es, wenn alle zum Glauben kämen, das ganze Haus mit Vater, Mutter, Kindern, Großeltern, Freunden, Verwandten und sogar den Nachbarn.
Aber es gibt immer andere, die andere Meinung sind. Wenn nicht das ganze Haus die Entscheidung für die Nachfolge Jesu Christi mit vollzog, hatten sie durch ihre Taufe Unfrieden gebracht. Das war zum großen Teil gefährlich, lebensgefährlich. In der Nachfolge Jesu Christi zu leben war für sie weder friedfertig noch familienfreundlich.

Hören Sie im Video das Lied „Hevenu schalom“ gespielt von unserer Kirchenmusikerin.

Es gibt immer andere, die andere Meinung sind. Das ist es konkrete Lebenserfahrung – damals wie heute. Das ist friedfertig noch familienfreundlich, denn Streit gibt es immer. Es gibt Streit, wenn wir meinen, dass der Feind geliebt und nicht bekämpft werden soll. Es gibt Streit, wenn wir uns für Gewaltlosigkeit einsetzen. Es gibt Streit, wenn wir uns nicht nur für den Nächsten,             sondern auch für den Fernsten einsetzen, wenn wir den Feind lieben. Es gibt Streit, wenn wir uns gegen Obergrenzen und für eine friedliche Integration friedlicher (!) Flüchtlinge einsetzen. Es gibt Streit, wenn wir uns für die Gottebenbildlichkeit auch des Verbrechers einsetzen. Und es gibt Streit, wenn wir uns für kritische (!) Toleranz auch gegenüber uns fremden Religionen einsetzen. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als Jesu Worte in diesem Sinn eines Kampfes und Streites um des Evangeliums willen einsetzen. Dafür gibt Gott uns den Geist Jesu Christi, der bis zum Tod für das Reich Gottes gekämpft und gestritten hat. Amen.
Der Friede Gottes – ohne jegliches weltliche Schwert -, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.  Amen

Fürbittengebet:

Himmlischer Vater, wir bitten dich für Menschen in einer Sinnkrise, die ihr Lebensziel aus den Augen verloren haben: Erweise du dich ihnen als treuer Begleiter durch diese Zeit. Stärkender Gott, wir bitten dich für die Menschen, die vor schweren Entscheidungen stehen: Stehe du ihnen als Ratgeber zur Seite. Barmherziger Bruder, wir bitten dich für Familien, in denen das Gespräch abgebrochen ist, in denen es schwer fällt, einander zu akzeptieren: Zeige du ihnen neue Wege zueinander auf. Mächtiger Gott, wir bitten dich für die Menschen, die in Gesellschaft und Politik Verantwortung tragen und so mit ihrem Tun oder Lassen über Krieg und Frieden entscheiden: Schenke du Weisheit und Besonnenheit. Allmächtiger Gott, wir bitten dich für unsere Brüder und Schwestern, die unter Gefahr für Leib und Leben im Glauben an dich festhalten: Sei du ihnen Schutz und Schild. Gnädiger Gott, wir bitten dich für uns, dass wir spüren, wo mutigere Worte, deutlichere Taten notwendig sind, um von deinem Reich weiterzusagen und dafür einzustehen.