Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
So ruft jemand in voller Verzweiflung, nachzulesen im 22. Psalm.
Liebe Gemeinde!
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Heute ist Karsamstag, der Tag zwischen Hoffnungslosigkeit und Freude; der Tag zwischen Tod und neuem Leben. Und was war nicht alles in den letzten Tagen passiert! Jesus und seine Jünger waren unter großen Jubel nach Jerusalem gekommen. Sie haben den Tempel besucht und Jesus hat da ordentlich aufgeräumt und mit den Schriftgelehrten diskutiert. Er hat in diesen Tagen viel in Gleichnissen gesprochen, war von einer wildfremden Frau gesalbt worden und hat sie, die Jünger, zur Wachsamkeit ermahnt. Immer wieder sprach er davon gesprochen, dass er bald nicht mehr da sein werde. Und nun haben sie zusammen das Passahmahl gefeiert. Und bei diesem Mal ist Judas auf einmal auf und davon. Dann gingen sie hinaus an den Ölberg und Petrus erfuhr, dass er den Herrn noch in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, dreimal verleugnen wird. Als sie im Garten Gethsemane ankamen, forderte Jesus seine Jünger wiederum auf zu wachen und zu beten. Er selbst ging ein wenig weiter, fiel nieder auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge: „Vater, nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst geschehe!“ Als er zu den Jüngern zurück ging, schliefe diese. Dreimal geschah es so. Da kam auf einmal Judas wieder, aber nicht allein. Mit ihm kam eine Schar Soldaten mit Schwertern und mit Stangen, begleitet von den Schriftgelehrten und Ältesten. Und als Judas Jesus zur Begrüßung küsste, da legten die Soldaten Jesus die Fesseln an. Und Jesus sprach zu ihnen: „Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber so muss die Schrift erfüllt werden.“ Da verließen ihn all seine Jünger und flohen. Und die Soldaten führten Jesus zu dem Hohenpriester. Petrus aber folgte ihm nach von ferne, bis hinein in den Palast des Hohenpriesters, und saß da bei den Knechten und wärmte sich am Feuer. Die erkannten ihn und sagten ihm auf dem Kopf zu, dass er doch auch einer von Jesu Leuten sei. Doch Petrus verleugnete dreimal den Herrn aus Angst, da krähte der Hahn zweimal. Und Petrus fing an zu weinen. Währenddessen wurde Jesus vor dem Hohen Rat verhört und viele Menschen gaben ein falsches Zeugnis gegen ihn ab. Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen? Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei.
Am Morgen brachten sie Jesus vor den Statthalter Pilatus. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete ihm und sprach: Du sagst es. Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen! Jesus aber antwortete nichts mehr, sodass sich Pilatus verwunderte.
Pilatus erkannte, dass die Hohenpriester Jesus aus puren Neid gefangen genommen und zu ihm gebracht hatten. Darum bat er der Bevölkerung eine Möglichkeit an, Jesus aus Nazareth wieder frei zu bekommen. Pilatus pflegte die Gewohnheit zum Passahfest einen Gefangenen frei zu geben und so fragte er: Wollt Ihr den Mörder Barabbas wieder in Freiheit sehen oder diesen König der Juden? Und das Volk schrie, dass Barabbas freigelassen und Jesus gekreuzigt werden solle. Und so ließ Pilatus den Barabbas frei und ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt würde. Die Soldaten aber führten ihn hinein in den Palast und zogen ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf und fingen an, ihn verhöhnend zu grüßen: Gegrüßet seist du, der Juden König! Dann sie schlugen ihn mit einem Rohr auf den Kopf und spien ihn an. Als sie mit allen Demütigungen fertig waren, sie führten Jesus hinaus zur Kreuzigung. Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, das heißt übersetzt: Schädelstätte und kreuzigten ihn. Mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, die schmähten ihn, genauso wie die Menschen, die vorübergingen. Sie lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: „Hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz!“
Desgleichen verspotteten ihn auch die Hohenpriester untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: „Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen. Der Christus, der König von Israel, er steige nun vom Kreuz, damit wir sehen und glauben.“
Und von 12 bis 15 Uhr kam eine dreistündige Finsternis über das ganze Land. Dann rief Jesus laut: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ und verschied.
Da sagte der Hauptmann, der dabeistand: „Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!“ Dunkel ist es – mitten am Tag – drei Stunden lang. Der Sohn Gottes ist tot! Gibt es noch Hoffnung für die Welt? Oder vergeht alles im Chaos? Dunkelheit – Stille – Nichts
Dunkel ist es – und plötzlich geht ein Licht auf
Dunkel war es, doch nun wird es hell. Ein Licht leuchtet – in der Dunkelheit. Das Osterlicht, denn der Herr ist auferstanden. Das Licht leuchtet? Aber bei den Menschen ist es noch dunkel. Dunkel ist es noch immer bei den Menschen ohne Hoffnung. Die Botschaft muss noch zu ihnen kommen.
Die Botschaft der Auferstehung Jesu muss noch zu den Menschen kommen. Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas – zunächst, denn sie fürchteten sich. Aber dann erzählten sie davon. Sie erzählten auf der Auferstehung Jesu – von der frohen Botschaft. Dunkel war es, doch nun ist es hell. Dunkel war es und die Menschen ohne Hoffnung, doch nun wundern sie sich, sie staunen und freuen sich. Dunkel war es bei den Menschen ohne Hoffnung. Doch die Botschaft breitete sich aus und licht wurde es bei ihnen und in ihnen. Dunkel war es in ihren Herzen, doch nun strahlen ihre Augen, denn ihr Herz weiß: Der Herr ist auferstanden.
Und so sagen wir noch heute: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Frohe Ostern“ So kommt die Botschaft der Auferstehung Jesu immer wieder und weiter zu den Menschen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Frohe Ostern“
Gott, Schöpfer und Vollender der Welt, nimm uns hinein in das Geheimnis der Auferstehung Jesu. Lass uns nicht fassungslos verharren vor dem Unglaublichen. Schenke uns Mut, der unerhörten Botschaft zu trauen. Und bewahre uns vor Gleichgültigkeit, wenn wir nicht verstehen, was du da ins Werk gesetzt hast. Gott, du verwandelst unsere Tränen in Freude. Wir bitten dich für die Verzagten und Ängstlichen: Dass mit dem Ostermorgen Hoffnung und Zuversicht in ihre Herzen einziehe. Verwandle ihre Dunkelheit in Licht. Gott, alles ist möglich bei dir. Wir bitten dich für die Zweifelnden: Dass sie das Wunder der Auferstehung annehmen und nicht als Bedrohung ihres Denkens empfinden. Öffne sie für die Einsicht, dass unter deinem Wirken mehr möglich ist, als wir uns vorzustellen wagen. Gott, du führst in die Freiheit. Wir bitten dich für die, die unter Gewalt, Verfolgung und Unterdrückung leiden: Dass Tod und Leiden nicht das letzte Wort haben, dass sie Befreiung und neues Leben erfahren. Gott, in dir ist Freude. Wir bitten dich für die ganze Welt: Dass die große Freude um sich greife, weil der Tod überwunden ist. Lass uns leben, weil Jesus Christus lebt – heute und für immer.
Amen.
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