Schwarzes und Weißes Antependium

Schwarz ist keine Farbe, es ist das Fehlen allen Lichts und die Abwesenheit jeglicher Couleur. Schwarz schluckt alles Licht.

Die Bibel kann ein Lied davon singen. Psalm 139 erzählt von äußerster Gottesferne und zieht diese wie eine schwarze Decke über sich: „Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein …“.

Pfarrerin Fiebig-Mertin zeigt das schwarze Antependium

Dem Propheten Jona wird schwarz vor Augen, als er auf seiner gescheiterten Flucht im Bauch eines großen Fisches auf dem Meeresgrund landet.
Hiob fällt in tiefe Depression nach dem Verlust seiner Kinder, der eigenen Gesundheit und all seinem Hab und Gut. Er sieht seine innere Finsternis als er sagt: „Ich gehe schwarz einher, doch nicht von der Sonne (verbrannt)“.
Die Gefangennahme Jesu erfolgt in der Nacht, und in seiner Todesstunde am Kreuz verdunkelt eine Finsternis das ganze Land. Diesen Moment der Dunkelheit nimmt das Karfreitagsantependium mit dem Schwarz auf. Außerdem zeigt unser Karfreitagsantependium das Kreuz, an das Jesu genagelt wurde, und die Dornenkrone, die er trug. In der Regel ist eine Krone ein Ausdruck von Macht und Würde sowie das Symbol der Herrschaft des Trägers. Bei der Dornenkrone ist es das Gegenteil. Die römischen Solda- ten haben sie mit Spott und Hohn Jesus aufgesetzt und so als Instrument der Reduktion und Schande benutzt. Dornenkrone und Kreuz stehen für das Leiden und Sterben Christi.
Auch bei Beerdigungen wird dieses schwarze Antependium aufgehängt. Es nimmt unsere dunklen Erfahrungen der Trauer und des Abschiedes auf. Doch auf das Schwarz der Nacht und der Dunkelheit folgt das Weiß des Lichtes und des Tages. Am dritten Tag stand Jesus von den Toten auf. Er hat über den Tod gesiegt. Das sehen wir auf dem weißem Oster-Antependium.

Weiß ist auch keine Farbe, da sie alles Licht reflektiert. Weiß steht für Reinheit, Vollkommenheit, Unschuld und Ganzheit. Somit ist Weiß das Sinnbild des Neuanfangs und wird zu Festen wie Weihnachten und Ostern hervorgeholt und gerne mit Gold kombiniert. So sehen wir auf unserem Antependium von Ostern ein gelb-goldenes Lamm mit einer Fahne.

Pfarrerin Fiebig-Mertin zeigt das Osterlamm auf dem weißen Antependium

Das Osterlamm, gekennzeichnet mit der Siegesfahne, ist ein Symbol für die Auferstehung Jesu Christi.

Im Alten Testament hören wird die Geschichte des Auszuges des Volkes Israels aus Ägypten. Jede Familie sollte ein Lamm schlachten und mit dem Blut des Tieres Fenster- und Türrahmen bestreichen. Dies war das Schutzzeichen vor dem Todesengel, der in dieser Nacht durch Ägypten ging.
Nach dem Bericht der drei synoptischen Evangelien fand das Abendmahl Jesu Christi in der Nacht des Pessachfestes statt.
Beim Propheten Jesaja lesen wir vom Gottesknecht: „Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf.“
Im Johannes-Evangelium weist Johannes der Täufer auf Jesus Christus mit den Worten: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt.“ In der Offenbarung des Johannes nimmt die Vorstellung des Lammes, das hier identisch mit Jesus Christus ist, einen breiten Raum in der apokalyptischen Schau des Sehers ein. In der großen Thronsaalvision des Johannes wird das Aussehen des Lammes als geschlachtet beschrieben. Allein das Lamm kann das Buch mit den sieben Siegeln öffnen, und es wird auch von der Hochzeit des Lammes gesprochen.

Schwarz und Weiß – diese Gegensätze folgen schnell aufeinander als ein Zeichen der Hoffnung, dass das Leben über den Tod siegt.

Christiane Fiebig-Mertin