Rotes Antependium im Mai

Wenn Sie am 23. Mai bzw. Pfingstsonntag in unsere Martin-Luther-Kirche kommen, werden Sie an der Kanzel ein rotes Antependium entdecken.

Pfarrerin Fiebig-Mertin zeigt das rote Antependium

Rot ist die Farbe der Liebe. Sie steht für Energie, Liebe, Feuer, Kraft und Sinnlichkeit; je nach Intensität kann Rot auch als aggressiv wahrgenommen werden, weil sie an Feuer, Blut, hochrote Köpfe usw. erinnert.

Im Hebräischen haben die Worte Blut und Rot den gleichen Ursprung: Rot heißt dm und Blut heißt dom. Die Farbe Rot gilt als Medium für Energie und Lebendigkeit. Sie wirkt stimulierend, belebend, steigert das Selbstwertgefühl und schenkt Lebenskraft.

Mich hat es noch nie verwundert, dass diese energetische Farbe die liturgische Farbe für Pfingsten bzw. für den Heiligen Geist geworden ist. Zumal schon in Apostelgeschichte 2 in den Versen 1 bis 4 erzählt wird: „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“

Feuerflammen auf den Köpfen all derer, die Jesus begleitet haben, als Zeichen des Heiligen Geistes, der fortan wirkt. Mit Feuereifer erzählen sie fortan vom Glauben und von der Liebe Gottes. Sie erzählen voller Lebendigkeit von Jesu Leben und Sterben, von seinem Blut, das er für uns vergossen hat.

Die Lebenswegbegleiter und Nachfolger Jesu nehmen für ihren Glauben auch den blutigen Märtyrertod in Kauf. Und darum wird das rote Antependium ebenfalls aufgehängt an den Tagen, an denen man sich an vorbildliche Christen und Kirchenlehrer erinnert, und am Reformationstag, dem 31. Oktober. Darüber hinaus sehen wir das rote Tuch, wenn wir Konfirmation feiern, denn erfüllt vom Heiligen Geist sollen die Konfirmandinnen und Konfirmanden ihren Glauben bestätigen.

Auf unserem roten Antependium entdecken Sie ein Kreuz, eine aufgeschlagene Bibel und die griechischen Buchstaben Alpha und Omega. Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, und symbolisieren somit den Anfang und das Ende allen Seins.

Auch Gott, Jesus Christus ist der Anfang und das Ende allen Seins. Er ist das A und O des Lebens, und sein Wirken ist aufgeschrieben im Buch der Bücher, der Bibel. Wer darin liest, liest vom Sterben Jesu am Kreuz, von seinem Blut, das er für uns vergossen hat und vom Heiligen Geist, der als Tröster zu uns gekommen ist und sich wie eine Feuerflamme ausgebreitet hat.

Übrigens: Es gibt auch die Farbe Rosa, aber die benutzen wir nicht in unserer Martin-Luther-Kirche. Die evangelische Michaelsbruderschaft empfiehlt Rosa als Farbe des hohen Advents, der Zeit vom 17. bis zum 24. Dezember.

Weißes Tuch mit Blütenkranz von Monika Wagner

Alle bisher besprochenen Antependien hat die Gemeinde fertig gekauft. Aber nun kommt eines, das wurde vor gut 30 Jahren von einem Gemeindeglied selbst gestickt und genäht und zwar das weiße Tuch mit den Blütenkranz. Es ist das Motiv unserer Taufschale. Es wurde von Monika Wagner gefertigt und wird an Trinitatis (Fest der Herrlichkeit Gottes in der Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist) aufgehängt. Das Trinitatisfest gibt es erst seit etwa 1.000 Jahren. Für die protestantische Kirche wurde es das Fest des Glaubensbekenntnisses, und so wird es an diesem Tag besonders geehrt. In diesem Jahr werden Sie dieses weiße Tuch also am 30. Mai sehen, denn danach kommt wieder das grüne Tuch mit der Lutherrose.

Unser Trinitatistuch trägt deutlich sichtbar wieder das Symbol Alpha und Omega: Gott ist der Anfang und das Ende allen Seins. Dazu passt der Blütenkranz, denn alles Sein fing mit der Schöpfung an, als Gott Vater die Welt erschuf. Im nun nach innen folgenden Kreis können wir die Worte lesen: „Ich bin bei euch alle Tage!“ Dieses Zitat ist das Ende des Missionsbefehles, den Jesus seinen elf Jünger gab, als sie nach Galiläa auf den Berg kamen, wohin Jesus sie nach seiner Auferstehung beschieden hatte. In Matthäus 28 lesen wir in den Versen 17 bis 20: „Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Zentral sehen wir nun dieses Symbol, das sogenannte CHI RHO. Die beiden griechischen Buchstaben X für Ch und P für bilden den Beginn des Wortes Christos. Und ein CHI RHO zusammen mit einem Kranz erinnert an die Auferstehung Jesu und damit an den Sieg Jesu über den Tod.

Jesus wurde vom Vater auferweckt und ist durch die Kraft des Heiligen Geistes auferstanden.

Christiane Fiebig-Mertin