Über den Tellerrand schauen! Teil9

Halloween

Am 31. Oktober ist es wieder soweit. Kinder ziehen in gruseliger Verkleidung von Tür zu Tür, um „Süßes“ zu fordern und gleichzeitig die Drohung aus- zurufen „… sonst gibt’s Saures“.

Martin Luther war auch überzeugt, dass es Geister, Teufel, Hexen und Zauberei gibt

Übrigens ausführlich lautet der Text: „Leute nehmt euch bloß in acht, die Halloweengeister sind erwacht. Wollt ihr keine Qualen erleben, müsst ihr uns was Süßes geben.”

Mir scheint es allerdings so, dass viele Familien das evangelische Reformationsfest, das auch an diesem Tag gefeiert wird – in der Erinnerung an den Thesenanschlag Luthers 1517 – darüber vergessen haben. Dies gilt übrigens auch für das katholische Allerheiligenfest, an dessen Vorabend Halloween ist. Oder sollte ich besser schreiben: „All Hallows’ Eve(ning)“, was soviel heißt wie der „Abend vor Allerheiligen“?

Persönlich lernte ich diesen Brauch Mitte der 80er Jahre im Studium durch eine Kollegin kennen, die gerade ein Jahr in den USA verbracht hatte und mir davon erzählte. Sie sagte: „Thinking Outside the Square ist eine amerikanische Redewendung für über den Tellerrand schauen, und das sollten wir immer wieder beherzigen!“

Und so erklärte sie mir, dass der Ausgangspunkt wohl in einem keltisch- angelsächsischen Erntedankfest liegt, das von Druiden gefeiert wurde. Um böse Geister zu vertreiben verkleidete man sich und tanzte um ein Freudenfeuer. Zum ersten Mal wurde dabei von der frisch eingebrachten Ernte gespeist. Es war das Ende der Sommerzeit und der Beginn des Winters. Der Tag galt aber auch als guter Tag für Weissagungen und Eheschließungen.

Ein Geist soll z. B. Jack O’Latern sein

Ein Geist soll z. B. Jack O’Latern sein. Nach volkstümlicher Überlieferung war er durch eine List aus der Hölle entkommen. Als er aber in den Himmel kam, war die Tür dort für ihn verschlossen. Jack war fortan verdammt, ewig zwischen Hölle und Himmel zu wandern. Er war unterwegs mit einer Kerze in einer ausgehöhlten Rübe. Daher kommt der Brauch, Fratzen-Kürbisse auszuschneiden und zu beleuchten.

Im späten Mittelalter glaubten die meisten Menschen, dass es den Teufel und die Hölle wirklich gab. Sie hatten immer Angst davor. Die Angst ist damals überhaupt nicht gruselig witzig gewesen, sondern eine drückende, düstere Macht. Und manchmal führte diese Angst zu grausamen Ausschreitungen, wie den Hexenverbrennungen und Gewalttaten an Menschen anderen Glaubens.

Wie die allermeisten Menschen seiner Zeit, war Martin Luther überzeugt, dass es Geister, Teufel, Hexen und Zauberei gibt. Der Reformator soll sogar ein Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben.

Luther begreift mit der Zeit: Gott will keine verängstigten Menschen, Gott liebt Menschen ohne Wenn und Aber. Darum kam sein Sohn zur Welt und starb am Kreuz – zur Vergebung unserer Schuld.

Wer das glaubt, braucht keine Angst zu haben, von Geistern besucht zu werden oder selbst als ein solcher zu enden wie Jack O’Latern.

Halloween wurde früher nur in katholisch gebliebenen Gebieten der britischen Inseln gefeiert, vor allem in Irland. Die irischen Einwanderer in den USA pflegten ihre Bräuche in Erinnerung an die Heimat und bauten sie aus. Und von dort aus kam die Tradition nach Deutschland.

Im Zuge wachsender Säkularisierung und Kommerzialisierung hat sich hier Halloween in den letzten 40 Jahren als ein neues Fest etabliert. Es ist ein Event, dessen Popularität zum einen auf der Lust am Verkleiden beruht, zum anderen auf geschickte Vermarktungsstrategien zurückzuführen ist.

Vielleicht fragen Sie mal die Kinder und Jugendlichen, die an Ihrer Tür schellen, nach der Bedeutung von Halloween oder welches Fest am 31. Oktober oder am 1. November noch gefeiert wird? Schenken Sie ihnen neben den Süßigkeiten noch eine kleine Aufklärung. Sie werden in sehr erstaunte Augen bei den „kleinen bösen Geistern“ sehen.


Schauen Sie gemeinsam mit uns über den Tellerrand und öffnen unseren Blick.