Liebe Gemeinde,
in diesem Jahr habe ich Ihnen schon einiges über unsere Antependien geschrieben. Aber eines fehlt noch: Das lilafarbene Tuch mit dem Schiff.
Lila ist die Farbe der Buße. In der evangelischen Kirche wird Buße vor allem als Änderung der inneren Haltung verstanden und betont, dass Buße von Gott bewirkt wird. Nicht der Mensch kehrt aus eigenem Entschluss um, sondern Gott ist Ursache der Umkehr. Nicht der Mensch kommt zu Gott, sondern Gott kommt zu den Menschen.
Advent heißt Ankunft: Christinnen und Christen erwarten die Ankunft Gottes in dieser Welt. In der christlichen Tradition hat man Maria als navis gaudorum bezeichnet, als Schiff der Freuden, weil sie Gottes Sohn in die Welt gebracht hat. Dies kommt auch beim Adventslied Es kommt ein Schiff geladen zum Ausdruck.
Dieses Lied ist eines der ältesten geistlichen Lieder der deutschen Sprache. Der Text dazu stammt in seinen Grundzügen aus einem religiösen Gesangbuch des Straßburger Schriftstellers Daniel Sudermann, gedruckt im Jahr 1626
Sudermann schreibt in dem Buch, er habe hier ein altes Gedicht des Straßburger Mystikers Johannes Tauler (1300 – 1361) etwas verständlicher gemacht. Wenn Sudermann recht hat, ist der Text fast 700 Jahre alt.
Der Text des Adventliedes (eg 8):
1. Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.
2. Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.
3. Der Anker haft auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Gott’s Wort tut uns Fleisch werden,
der Sohn ist uns gesandt.
4. Zu Bethlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren;
gelobet muss es sein.
5. Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden
groß Pein und Marter viel,
6. danach mit ihm auch sterben
und geistlich auferstehn,
Ewigs Leben zu erben,
wie an ihm ist geschehn.
Die ersten drei Strophen des Liedes schildern die Ankunft des Wortes Gottes als die Ankunft seines Sohnes, der für uns Fleisch (Mensch) geworden ist. Der Anklang an den Anfang des Johannesevangeliums, insbesondere des Verses 1,14 ist deutlich: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, als unser Bruder, das liebe Kindelein als kleines Christkind in der Krippe zu Weihnachten.
In der katholischen Kirche gibt es noch eine Marienstrophe:
Maria Gottes Mutter gelobet musst du sein.
Jesus ist unser Bruder, das liebe Kindelein.
Ihre Christiane Fiebig-Mertin
