Online Gottesdienst zur Reformation

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Liebe Gemeinde!

„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen“ – sind berühmte Lutherworte. Gesprochen 1521 auf dem Reichstag zu Worms. Kein Luther-Film kommt ohne sie aus. Gesprochen meist selbstbewusst oder gar triumphierend. Doch war das wirklich so? Denn es ging um nichts weniger als um Luthers Kopf! Als verurteiltem Ketzer droht ihm der Feuertod. Dass er überhaupt noch frei nach Worms zum Reichstag reisen kann, verdankt er seinem Landesherren, Friedrich dem Weisen. Der hat durchgesetzt, dass Luther zuvor auf dem Reichstag gehört werden soll. Luther glaubt an eine Disputation. Aber die Gegenseite – der päpstliche Legat Aleander und Kaiser Karl – wollen nicht diskutieren, sondern einen Widerruf. 
Als Luther am 17. April 1521 in den Verhandlungssaal geführt wird, ist er von diesem Vorgehen überrumpelt. Mit leiser, kaum vernehmbarer Stimme gibt Luther zu, dass die vorgelegten Bücher allesamt von ihm stammen. Allerdings könne er nicht so spontan widerrufen, denn diese Angelegenheit …  „… betreff Gottes Wort, das das aller höchste Ding in Himmel und auf Erden sei.“ (Martin Luther)
Großmütig räumt ihm Kaiser Karl V. nochmals Bedenkzeit ein…..
Er geht davon aus, dass er Luther schon mundtot bekommt. Doch 24 Stunden später ist alles anders: Luther hat Mut gewonnen in diesen Stunden und vielleicht hat er auch den heutigen Bibeltext in dieser Zeit gelesen:….

Matthäus 10, 26 – 33:
 Jesus Christus spricht: „Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“

Liebe Gemeinde!

Luther hatte Angst um sein Leben. Menschen, die heute gegen Regime aufstehen, die die Menschen unterdrücken, wie z.B. in Belarus laufen Gefahr gefoltert oder sogar getötet zu werden, kennen dieser Angst auch.
Angst – um das eigene Leben oder das Leben seiner Lieben – hält Menschen klein und lässt sie auch vor der Wahrheit gerne zurückweichen.
Oder warum schweigen Menschen, wenn sie Unrecht bei der Arbeit erleben, weil sie Angst vor der Zukunft haben, z.B. durch finanziellen Notstand.
Warum schweigen Menschen, wenn sie Gewalt erlebt haben, weil sie Angst davor haben, selbst verantwortlich gemacht zu werden für die erfahrene Gewalt. Darum ist es wichtig, die Angst zu überwinden, auch die Angst vor dem Tod.  
Diese Möglichkeit leuchtet in unserem Predigttext auf. Er berichtet, dass Jesus seine Jünger in diese Welt sendet. Sie sollen der Welt vom Kommen des Reiches Gottes erzählen. Doch das kann lebensgefährlich werden! Selbst Petrus wird – nachdem sein Herr und Meister Jesus gefangen genommen worden ist –  sagen: „Ich kenne diesen Mann -diesen Jesus nicht“.
Jesus weiß, dass auch seine Jünger schwache, ängstliche Menschen sind, darum weist er sie auf Gott hin, den fürsorglichen Herrn und Vater.
„Ihr seid nicht allein. Gott hat euch bei euerm Einsatz fest im Blick. Er weiß von euch. Er steht hinter euch. Ihr seid mehr wert, als zwei Sperlinge, die man für einen Groschen auf dem Markt kaufen kann.
Gott fängt euch auf – auch wenn es hart auf hart geht, und ihr sterben müsst. Verlasst euch darauf und geht euern Weg, ohne Angst mit Ruhe und Freude.
Seit den ersten Christen sind viele, die sich darauf verlassen haben, diesen Weg gegangen. Sie haben mit dem Evangelium die Welt verändert, auch dadurch, dass sie durch ihr Lebenszeugnis gezeigt haben, dass die Angst vor dem Tod, dass der Kern aller Angst, im Glauben überwindbar ist.
Einer von diesen mutigen Männern war Martin Luther, der in seiner Kammer in Worms sitzt, zweifelt und Ängste in sich spürt, der betet und in der Bibel liest, nachdenkt und Besuche bekommt von Dutzenden Reichsritter, die ihm Mut zusprechen bzw. warnen. Als sie ihn wieder vor den Kaiser führen, erlebt Luther, dass ihm das Volk auf den Gassen zujubelt, denn die Spatzen haben es schon von den Dächern gepfiffen, warum Luther verhört wird: Luthers Gegner wollen seine Unterwerfung, da sie Angst vor seinem Wort haben und besonders vor dem Wort Gottes, dass er auslegt.
Luther steht wieder vor dem Kaiser und wird gefragt, ober nun endlich widerrufe. Und er lehnt den Widerruf ab, denn….

  • seine Predigten seien Bibelgemäß genau wie
  • seine Kritik am Papsttum.

Evtl.. wäre er bereit über seine Lehre über Christi zu diskutieren. Er sei der allererste, verkündet ein selbstbewusst auftretender Luther, der seine Schriften ins Feuer werfe, wenn er aus der Bibel heraus widerlegt werden könne. Wörtlich sagt er: Da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, kann ich und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen. (Martin Luther) Was war das?

  • Der Kaiser ist entsetzt, denn Luther entsagt nicht!
  • Auch ich bin entsetzt, denn ich habe jetzt nichts gehört von triumphalen und selbstbewusstes: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Amen“ 

Nur ein schlichtes „Gott helfe mir. Amen“
Aber – wie auch immer – zunächst einmal ist Luther durch diese schwierige Situation hindurchgegangen. Doch noch ist nicht alles vorbei. Die „Causa Lutherii“ wird in einen Ausschuss verwiesen und Luther noch einmal vorgeladen.
Aber sie können ihm einfach nichts nachweisen.
Und somit kann Luther nicht als Ketzer durch das Feuer getötet werden, aber er wird unter die kaiserliche Reichsacht gestellt und kann fortan von jedermann straflos getötet werden.
Doch sein Landesherr Friedrich der Weise läßt ihn auf die Wartburg entführen.
Ein knappes Jahr ist Luther spurlos verschwunden. Und in dieser Zeit erreicht seine Reichstagsrede in gedruckter Form seine Heimatstadt Wittenberg. Allerdings wird sie mit einer kleinen Änderung am Schluß gedruckt, die prägend in ihrer Zuspitzung ist. Die Rede endet jetzt mit den bekannten Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen.“

Luther hat sich nicht gefürchtet zu seiner Meinung zu stehen. Er wusste, er ist bei Gott gut aufgehoben. Er hat Gott bekannt vor den Menschen, und er vertraut darauf, dass auch Christus sich zu ihm auf seine Seite stellt.  Später wird Luther mal schreiben:
„Es gibt viele, die sagen: ich verfolge das Evangelium nicht, ich höre es gern. Das ist nicht genug! Hast du das Evangelium und weißt, was es will, so musst du bei deiner Seelen Seligkeit das bekennen, es gehe hernach, wie es wolle, sonst bist du kein Christ“.

Darum fürchtet euch nicht, denn Gott ist deine feste Burg, die dich beschützt. Amen.

Fürbittengebet:

Mein Gott, ich war Gast an deinem Tisch. Kärglich dein Mahl für mein Auge. Köstlich dein Mahl für mein Herz. Nur ein Wort, nur ein Bissen, nur ein Schluck – und mein Herz wird gewiss: deine Liebe nimmt mich ein. Nichts kann mich von deiner Liebe scheiden. Das soll mein Herzenslied sein.
Du Gott voller Güte, wir haben guten Grund, von dir und deiner Liebe zu reden. Dein Wort schafft Leben. Wir wollen es denen von den Dächern predigen, die wir jetzt vor dich bringen:
Wir bitten dich für alle, die wegen ihres Glaubens, ihrer Meinung oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden, dass Menschen für sie Partei ergreifen.
Wir bitten dich für alle, die unter Schweigen leiden und sich deshalb von dir und der Welt verlassen fühlen.
Wir bitten dich für alle Trauernden, dass ein Wort des Trostes sie erreicht.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen, dass du sie nach dem Ende ihrer Lebtage bei dir birgst.
Wir bitten dich um die nötige Ruhe, um auf dich zu hören und dein Wort im Herzen zu bewegen.
Wir bitten dich um Mut für alle Boten und Botinnen deines Wortes, dass sie dein Wort einmischen in Parolen, die die Würde des Menschen antasten.
Du Gott voller Güte, du hast uns dein Wort gegeben, damit wir getrost und unverzagt auf Erden leben. Auf dich trauen wir in all unseren Nächten und an all unseren Tagen. Amen

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