Über den Tellerrand schauen! Teil10

Totale Mondfinsternis

Am 7. und 8. November erwartet uns ein astronomisches Phänomen am Himmel, die totale Mondfinsternis — allerdings nicht in Europa. Wenn Sie die totale Mondfinsternis sehen wollen, dann reisen Sie am besten nach Nordamerika und in den Nordosten Russlands – auch in Japan und teilweise in Ozeanien müsste sie zu sehen sein.

Allerdings ist es nicht so, dass es in diesem Jahr noch keine Mondfinsternis gegeben hätte: Am 16. Mai 2022 gab es eine totale Mondfinsternis in Deutschland. Falls Sie sie verpasst haben, hier die Fakten: In Frankfurt war es so, dass die Mondfinsternis mit einer Halbschattenfinsternis um 3.32 Uhr begann und um 4.27 Uhr in eine partielle Mondfinsternis überging.

Die nächste totale Mondfinsternis in Deutschland wird am 20. Dezember 2029 sein. Vielleicht schon mal in den Kalender eintragen.

Doch was ist eine totale Mondfinsternis? Bei einer totalen Mondfinsternis schiebt sich die Erde zwischen Sonne und Mond, sodass kein direktes Sonnenlicht mehr auf die Mondoberfläche fällt. Die gesamte von der Erde sichtbare Seite des Mondes befindet sich dann im dunkelsten Teil des Erdschattens – dem Kernschatten, auch Umbra genannt. So entsteht der so genannte Blutmond.

Lunar Eclipse – Die Sonnenfinsternis

In vielen alten Kulturen galten Mond- und Sonnenfinsternisse aber als Angriffe auf den Status Quo, die die normale Ordnung der Dinge bedrohten.

Die Inka meinten, dass beim Blutmond ein Jaguar den Mond anfällt und verschlingt – dadurch käme es zur blutigen Färbung des Mondes – und im Anschluss würde dieser Jaguar auf die Erde stürzen und die Menschen fressen. Um das zu verhindern, versuchten sie, das Raubtier zu vertreiben. Dazu schüttelten sie drohend ihre Speere gegen den Mond und machten eine Menge Lärm. Sie schlugen angeblich sogar ihre Hunde, damit sie heulten und bellten.

Im alten Mesopotamien galten totale Mondfinsternisse ebenfalls als Angriff auf den Mond. In den Geschichten der Mesopotamier waren die Missetäter allerdings sieben Dämonen, die den König angreifen wollten. Darum wurde für die Zeit der Mondfinsternis ein anderer Mensch kurzfristig als König eingesetzt.

Der Blutmond oder auch die totale Mondfinsternis ein Warnzeichen für die Zukunft? Ein wissenschaftlicher Mensch schüttelt den Kopf. Und Jarita Holbrook, eine Astronomin der University of the Western Cape im südafrikanischen Bellville, sagt, dass nicht in allen Kulturen eine Mondfinsternis etwas Schlechtes bedeutet. Im Mythos von den Batammaliba in Togo und Benin in Afrika kämpfen die Sonne und der Mond bei einer Finsternis miteinander, während die Menschen versuchen, sie davon abzubringen. „Sie betrachten das als eine Zeit, in der man zusammenkommt und alte Fehden und Ressen- timents beilegt“, so Holbrook. „Dieser Mythos hat sich bis heute gehalten.“

Wie war das? Am 7. und 8. November ist ein totale Mondfinsternis u. a. im Nordosten Russlands sichtbar? Vielleicht sollten an diesem Termin mal der eine oder andere Chef in Moskau zum Himmel schauen und alte Fehden bzw. Kriege dann beilegen. Die ganze Welt würde aufatmen.

Sich zu entschuldigen, Streit, Fehden, Kriege zu beenden, das ist etwas, was wir alle immer wieder machen sollten – am besten jeden Tag – und nicht nur, wenn der Mond alle Jahre mal wieder im Schatten der Sonne steht.

In diesem Sinne Ihre Pfarrerin