Über den Tellerrand schauen! Teil1

Liebe Gemeinde,

ein Jahr lang lernten Sie viele Elemente der evangelischen Kirche kennen, wie Antependien, Orgel, Posaunenengel … Im kommenden Jahr möchte ich mit Ihnen ein wenig über den Tellerrand schauen.

Bei Wikipedia kann man nachlesen: Über den Tellerrand schauen … ist eine deutsche Redewendung. Sie bezeichnet ein Verhalten, bei der eine Person offen für Neues und Ungewohntes und weltoffen ist, neue Eindrücke gewinnen kann, sehen kann, wie andere Menschen leben, einen weiten Horizont hat, neue Perspektiven einnehmen kann, die Konsequenzen des eigenen Tuns bedenken kann, nicht egozentrisch ist, sich eine umfassende Meinung bilden kann und neue Sichtweisen ergründen kann.

Schauen Sie mit uns über den Tellerrand hinaus.

Also schauen wir zusammen ein wenig über den Tellerrand und öffnen unseren Blick. Hier eine kleine Übersicht der Themen der kommenden Monate:

  • Januar: Andere Kalender: Buddhismus, Judentum, Islam
  • Februar: Wahl des neuen Bundespräsidenten.
  • März: Aschermittwoch
  • April: Ramadan
  • Mai: Tag der Arbeit
  • Juni: Fronleichnam …

Wenden wir uns also unserem ersten Thema zu – Andere Kalender: Buddhismus, Judentum, Islam.

Christlicher Kalender

Heute ist weltweit überwiegend der gregorianische Sonnenkalender in Gebrauch. Der gregorianische Kalender geht zurück auf Papst Gregor XIII., der ihn 1582 verordnete, da dieser eine bessere Schaltjahresregelung haמּe als sein Vorgänger, der julianische Kalender.

Sowohl der gregorianische als auch der julianische Kalender rechnen die Zeit nach Christi Geburt (n. Chr.). Die christliche Zeitrechnung kennt kein Jahr null. Das erste Jahr des Herrn beginnt im Jahr der Geburt Jesu. Momentan befinden wir uns also im Jahre des Herrn – anno domini – 2022 n. Chr.

Abb.: ars-edition

Islamische Zeitrechnung

Anders sieht es im Islam aus. Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr der Auswanderung (Hidschra) des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina. Nach christlicher Zeitrechnung war das im Jahr 622. Jahresangaben nach der islamischen Zeitrechnung werden in westlichen Sprachen üblicherweise mit dem Kürzel AH – Anno Hegirae – oder im Deutschen mit d. H. – (im Jahr) der Hedschra – versehen.

Abb.: Linden Museum

Der islamische Kalender und die islamische Zeitrechnung werden heute vorwiegend für religiöse Zwecke benutzt. Der Ramadan und die anderen insgesamt zwölf Mondmonate des Kalenders beginnen in vielen islamischen Ländern an dem Tag, an dessen Abend erstmals nach Neumond eine dünne Mondsichel als Neulicht-Ereignis von einer religiösen Autoritätsperson beobachtet wird. Wegen der Abhängigkeit von der geografischen Länge kann das an verschiedenen Orten ein unterschiedliches Datum sein.

Im Alltags- und Wirtschaftsleben wird aber seit dem frühen 20. Jahrhundert in fast allen islamischen Ländern der gregorianische Kalender verwendet. Auf dem Gebiet des Osmanischen Reichs wurde der Mondkalender offiziell zum 1. März 1917 durch den gregorianischen Kalender abgelöst.

Jüdischer Kalender

Der jüdische Kalender ist ein Lunisolarkalender (Mond-Sonnen-Kalender), der sich sowohl am Mondjahr wie auch am Sonnenjahr orientiert und im Jahr 3.761 v. Chr. mit der Zählung beginnt – angeblicher Schöpfungstermin der Welt, nach den biblischen Chroniken berechnet.

Der jüdische Kalender wurde in seiner Entwicklung sowohl von eigenen israelitischen Traditionen geprägt als auch von Elementen fremder Kulturen, besonders während des babylonischen Exils.

Er wird in Israel seit der Staatsgründung neben dem gregorianischen Kalender angewendet und ist mit der Verabschiedung des Nationalstaatsgesetz am 18. Juli 2018 der Staatskalender in Israel. Nicht nur die religiösen jüdischen Festtage, sondern auch die säkularen Feiertage im Staat Israel (z. B. der israelische Unabhängigkeitstag) orientieren sich am jüdischen Kalender. Da auf internationaler Ebene sowie im Tourismus der gregorianische Kalender bestimmend ist, nutzen die Israelis beide Kalender parallel im Alltag.

Abb.: Patmos-Verlag

Der jüdische Kalender ist er aber nicht der älteste Kalender der Welt: denn den haben Archäologen auf einem Feld bei Crathes Castle nahe Banchory in Aberdeenshire, Schottland entdeckt.

Buddhistischer Kalender

Der buddhistische Kalender basiert auf einer lunisolaren Zeitrechnung, welche vom hinduistischen Kalender abgeleitet wurde, und nimmt das Todesjahr des Siddhartha Gautama (544 v. Chr.) als Beginn seiner Zeitrechnung. Die Abkürzung B.B.E. (Before Buddhist Era) wird für Jahresangaben vor der Buddhistischen Zeitrechnung verwendet. Der Kalender wurde im alten Burma (heutiges Myanmar) entwickelt. Obwohl er heute nirgendwo offizieller Kalender ist, wird er traditionell in vielen südostasiatischen Ländern verwendet.

Abb.: doa-weisheit.de

Da es aber in buddhistischen Ländern sehr unterschiedliche Vorstellungen über Neujahr gibt, kann ein Jahr der buddhistischen Zeitrechnung am 1. Januar, mit dem ersten Frühlingsneumond (Tet-Fest, chinesisches Neu- jahr), mit dem vierten Voll- mond des Mondjahres (Vesakh) oder einem anderen Tag beginnen. 2022 beginnt z. B. das chinesische Neujahr am 1. Februar und das thailändische Neujahrsfest ist am 13., 14. und 15. April.

Ihre Pfarrerin
Christiane Fiebig-Mertin

Lesen Sie in Teil 2 unserer Serie „Über den Tellerrand schauen“ mehr über die Wahl des neuen Bundespräsidenten.

Lesen Sie in Teil 3 unserer Serie „Über den Tellerrand schauen“ mehr über den Aschermittwoch.